Kleiderbügel

An mir bleibt’s wieder hängen. Nein, um die Wahrheit zu sagen: Ich hänge nur rum. An mir ist also nichts dran, und es scheint so, als sei da auch zukünftig nichts zu holen. Im Klartext: Man nutzt mich nicht mehr. 

Woran das liegt? Vielleicht braucht niemand mehr ein faltenloses Hemd, vielleicht muss niemand ein Abendkleid schonend lagern. Ich vermute eher, die Leute werden nachlässig. Stopfen in Schubladen, was sich in Schubladen stopfen lässt, legen ihre Kleider irgendwie zusammen, wen kümmert schon ein Knick im Kragen bei einer Videokonferenz. Ich sage: Das ist der Anfang vom Ende. 

Man höre meine Worte! Denn was sonst hätte ich schon zu tun, als den ganzen Tag Strömungen und Tendenzen aufzuschnappen, Antenne wider Willen, feinnervig freischwingend an der Kleiderstange? Eine Wünschelrute für die Manieren der Gesellschaft bin ich geworden, und ich kann sagen, damit geht es bachab. Und wenn die Haltung erst mal leidet, leidet bald auch der Rest, das kann ich schriftlich versichern. Der Untergang steht also unweigerlich bevor. 

Und ich fände es schön, wenn mich vorher noch jemand aus dem Schrank holt. Ist mir früher nie aufgefallen, als ich von Stoff überhangen war, aber: Hier riecht es nicht gut. 

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