Ich bin bereit für Kunst. Wenn jetzt einer käme! Oder eine, natürlich. Irgendwer. Wenn jetzt irgendwer käme und einfach ein Aufnahmegerät installierte, an mir, und dann ein paar Tage, Wochen meinetwegen, mitschnitte – dann. Dann gäbe das ein Scheppern, ein blechernes Rumpeln, ein Klappern, ein Knistern, ein Rumoren, dann hörte man es Bersten und Knallen und Knirschen und meine metallenen Wände knackten manchmal dazu. Das Ganze im Zeitraffer, mit ein paar Effekten versehen, warum nicht? Eine Symphonie der Gegenwart, zugleich Performance-Aufzeichnung wie Komposition, eine Klanginstallation aus dem Herzen des Kapitalismus, und das sage ich als alter, einsamer Container! Der doch von diesen Dingen keine Ahnung hat. Na gut. Ein wenig habe ich mich eingelesen.
Und kann allen, die jetzt, JETZT auf die Idee kommen: Nur schade, dass ihr ein wenig spät dran seid. Denn vor dieser Krise, klar, da haben die Leute auch ihre Sachen weggeschmissen. Da ist er auch angefahren worden, der Wertstoffhof, auf dem ich stehe, durchaus. Aber nun, nun, nun finden die Menschen Dinge in ihren Kellern, man glaubt es nicht. Wahrlich. Seit Monaten bin ich im Dauerbetrieb, seit Monaten kippt man in mich hinein, was doch eigentlich gar nicht mehr da sein kann: So. Viel. Zeug!
Und deshalb wäre es natürlich am besten gewesen, man hätte Anfang 2020, als alles noch ein fernes Gerücht war, das Mikrophon installiert. Dann hätte man dieselbe Idee, aber mit einem wunderbaren zusätzlichen Dreh, hätte eine dramatische Steigerung der musikalischen Struktur frei Haus, ach, wie gern würde ich es selbst machen, doch mir sind die Hände gebunden, aus Mangel an Händen allein. Ich bin bereit für Kunst!