Glühbirne

Eins ist mir wichtig: Wir sind nicht arrogant. Wir Birnen. Das meint man nur. Weil wir so oft auf alle herabsehen. Klar, es gibt auch diejenigen von uns, die in Stehlampen stecken oder in Schreibtischfunzeln. Aber die meisten hängen immer noch an der Decke. Und ja, wir blicken von oben auf die Dinge. Doch Arroganz können wir uns da gar nicht leisten: Wir haben zu viel zu tun. Spätestens seit diese ganze Sache losgegangen ist. Und die meisten Leute i-m-m-e-r zuhause sind. Da herrscht Hochbetrieb, da ist man ständig im Dienst, selbst, wenn man nur die Speisekammer ausleuchtet. Entschuldigung, aber: Da musst du schon brennen. Für den Job. 

Ich sage das nur, weil die meisten ja wissen, dass Glühbirnen tratschen. Über das Stromnetz. Ja, das können wir. Ein Gewisper ist das, ein Getuschel, ein ständiger Flüsterstrom, denn klar, wir sehen alles, fast alles, und was wir nicht sehen, das wollen wir erst recht besprechen. Aber wir Birnen sind auch diskret. Kein Sterbenswörtchen zu allen außerhalb der Leuchtmittelgemeinschaft. 

Deshalb, bitte, keine Sorge. Weder glotzen wir verächtlich herab, noch geben wir, was wir sehen, weiter. Zwar kann ich im Prinzip nur für mich sprechen. Doch die meisten Birnen, die ich kenne, sind ebenso ehrenhaft. Deshalb nennen wir uns auch die Gemeinschaft des Lichts. Kein sehr origineller Name, und ich war dagegen, weil er schon fast wieder überheblich klingt. Aber Gruppe der hellen Köpfchen, das war den anderen zu albern. Ach.

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